Dein Online-Leben endet nicht mit deinem Tod – und das kann zum Problem für deine Angehörigen werden. Was du wissen solltest und wie du vorsorgen kannst:
Wir regeln unsere Wohnung, unser Bankkonto, manchmal sogar unsere Spotify-Playlisten – aber was passiert mit unseren Social-Media-Profilen, E-Mail-Konten oder digitalen Verträgen, wenn wir plötzlich nicht mehr da sind?
Auch wenn der Gedanke unangenehm ist: Dein digitaler Nachlass lebt im Netz weiter. Und genau deshalb solltest du dich rechtzeitig darum kümmern.
Was gehört eigentlich zum digitalen Nachlass?
Der digitale Nachlass umfasst mehr als nur deine letzten Insta-Posts oder Facebook Profilbild. Dazu gehören:
- Nutzerkonten bei Social Media, E-Mail-Anbietern und Onlineshops
- Verträge mit Streamingdiensten oder Mobilfunkanbietern
- Cloud-Daten, digitale Guthaben und Domains
- Lokale Daten auf USB-Sticks, Festplatten oder Speicherkarten
Diese Daten und Verträge gehören zur Erbmasse – das bedeutet: Deine Erben übernehmen die Rechte und Pflichten. Dazu zählt auch, Rechnungen zu begleichen oder Verträge zu kündigen.
Der Zugang ist das größte Problem
Nach dem Tod bleiben Accounts bestehen – oft sogar über Jahre. Doch ohne Passwörter oder E-Mail-Adressen kommen Angehörige nicht weiter. Sie können die Konten weder löschen noch verwalten. Was dann?
Erben müssen sich an die Anbieter wenden. Und das war lange alles andere als einfach.
Facebook & Co.: Das hat sich geändert
Bis 2018 konnten Anbieter wie Facebook oder Google den Zugang verweigern – wegen Datenschutz und Telekommunikationsgeheimnis. Doch dann kam das Urteil des Bundesgerichtshofs:
Erben haben ein Recht auf Zugang zum Facebook-Konto – auch wenn es private Nachrichten enthält.
Das heißt: Eltern, Partner oder andere Erben dürfen in den Vertrag mit Facebook eintreten und das Konto verwalten oder löschen. Wenn nötig, kann der Zugang sogar eingeklagt werden.
So kannst du jetzt schon vorsorgen
Damit deine Angehörigen später nicht im digitalen Chaos landen, kannst du Folgendes tun:
- Zugangsdaten sichern
Erstelle eine Liste mit all deinen Accounts und Passwörtern. Bewahre sie sicher auf – z. B. auf einem verschlüsselten USB-Stick – und informiere eine Vertrauensperson. - Testament oder Vollmacht
Regle in einem Testament, wer Zugang zu welchen Konten haben darf und was mit deinen Daten passieren soll. Alternativ kannst du in einer Vorsorgevollmacht jemanden bestimmen, der Verträge kündigen und Daten löschen darf. - Nachlasskontakte einrichten
Jede Plattform ist da anders. Selbst innerhalb der Meta Welt - also Facebook, Instagram und WhatsApp - gibt es verschiedene Schritte und Möglichkeiten. Bei Facebook könnt ihr einen Nachlasskontakt erstellen. Wie das geht, haben wir euch hier verlinkt. Bei Instagram können Angehörige dein Profil in einen Gedenkzustand versetzen lassen. - Digitale Hygiene
Lösche regelmäßig Daten, die du nicht mehr brauchst. - Formulare nutzen
Es gibt Vordrucke, um deine Konten strukturiert zu erfassen – die findest du z. B. in digitalen Nachlass-Sets oder bei Verbraucherzentralen.
Kein Ersatz für eine Rechtsberatung
Dieser Artikel bietet dir einen Überblick – aber er ersetzt keine individuelle Beratung. Wenn du deinen digitalen Nachlass rechtssicher regeln willst, wende dich an die Stiftung Warentest, die Verbraucherzentrale oder hol dir Unterstützung bei einem Notar oder Rechtsanwalt.
Weitere Infos zum Thema findest du hier:
Digitaler Nachlassverwalter - Geschäft mit dem Tod (puls)
Digitales Erbe - Was passiert mit Cloud-Daten oder Mail-Konten?
Faszination Wissen: Was passiert mit Accounts und Profilen nach dem Tod? (BR-Mediathek)
Kurzzusammenfassung
Auch wenn du jung bist und dein Tod weit weg scheint – es ist sinnvoll, deinen digitalen Nachlass zu regeln. Nicht nur, um Streit oder Chaos zu vermeiden, sondern auch, um deinen Angehörigen eine schwere Zeit etwas leichter zu machen.