Wenn ihr euer Erbe regelt, solltet ihr unbedingt auch an euren "digitalen Nachlass" denken. Wie schwierig der Umgang mit Daten nach dem Tod sein kann, zeigt ein Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH). Das Gericht prüft ab heute (21.06.), ob Eltern auf die Daten des Facebook-Kontos ihrer verstorbenen Tochter zugreifen können.
Auch wenn diese Klage ein Einzelfall ist, geht es aber auch um ein grundsätzliches Problem: Was passiert eigentlich nach dem Tod mit meinem Facebook-Konto? Alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Facebook-Nutzer, ohne dass er entschieden hat, was mit seinen geposteten Inhalten passiert. Und das bedeutet: Tatsächlich passiert erstmal für lange Zeit wirklich nichts. Es gibt zahlreiche Profile von jungen Menschen, die zum Beispiel bei einem Unfall verstorben sind - aber keiner hat Zugriff, um den Account zu löschen. Und da gehen dann Jahre später noch Nachrichten oder sogar Geburtstags-Grüße ein.
Facebook-Gedenkzustand und Legacy Contact
Es gibt die Möglichkeit, so ein Profil in den "Gedenkzustand" zu versetzen, so nennt das Facebook. Das Profil wird dann quasi eingefroren, so wie es ist. Dann kann zumindest keiner mehr auf die Pinnwand schreiben oder öffentlich zum Geburtstag gratulieren. Aber das Ding bleibt trotzdem online, und auch das ist für viele Angehörige und Freunde ein großes Problem. Alle Experten raten darum unbedingt, dass sich jeder von uns jetzt schon um seinen digitalen Nachlass kümmert!
Digitaler Nachlass, das klingt fast wie ein Testament…
Es ist schon sinnvoll, sich da ein paar Gedanken zu machen. Zum Beispiel kann man in Facebook einen "Nachlasskontakt" angeben. Also einen guten Freund, der deine Daten nach dem Tod verwaltet und auch deine Bilder runterladen kann. Keine Sorge, an deine Nachrichten kommt auch der nicht ran.
Du willst, dass dein Profil nach deinem Tod komplett gelöscht wird?
Das geht tatsächlich nur, wenn irgendjemand Dein Passwort hat und das für Dich übernimmt. Und so doof das jetzt klingt, raten Verbraucherschützer wirklich: Mach eine Liste oder einen USB-Stick mit allen Benutzerkonten und Passwörtern, und leg die an einen sicheren Ort, wo sie aber gefunden werden können. Wichtig: Da geht es nicht nur um Facebook & Co, sondern auch um den Zugang zu Online-Versicherungen, Handyvertrag und sowas.
Du willst einen Facebook-Erben für deinen Account bestimmen?
Bei Facebook kann man seit kurzem auch in Deutschland einen "Legacy Contact" in den Profil-Einstellungen bestimmen. Unter "Einstellungen" gibt es den Punkt "Allgemeine Kontoeinstellungen" und dort klickst du auf "Konto verwalten". Da kannst du jemanden auswählen, der sich um das Konto kümmern soll, wenn einem etwas passiert. Facebook schreibt dazu, dass die Person auf Freundschaftsanfragen antworten und Profilbilder aktualisieren kann. Nachrichten lesen oder unter dem Namen posten kann diese Person nicht. Der Nachlasskontakt wird erst benachrichtigt, wenn sich das Konto im Gedenkzustand befindet. Und es gibt das Kästchen "Kontoauflösung". Das kann man anklicken, wenn man nach dem eigenen Tod kein FB-Konto mehr haben will.
Weitere Infos zum Thema findest du hier:
Digitaler Nachlassverwalter - Geschäft mit dem Tod (puls)
Digitales Erbe - Was passiert mit Cloud-Daten oder Mail-Konten?
Faszination Wissen: Was passiert mit Accounts und Profilen nach dem Tod? (BR-Mediathek)
[Sendung: BAYERN 3 Update]
Kurzzusammenfassung
Wenn ihr euer Erbe regelt, solltet ihr unbedingt auch an euren "digitalen Nachlass" denken. Wie schwierig der Umgang mit Daten nach dem Tod sein kann, zeigt ein Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH). Das Gericht prüft heute (21.06.), ob Eltern auf die Daten des Facebook-Kontos ihrer verstorbenen Tochter zugreifen können...