Rund 66 Tage arbeiten Frauen länger, um genau so viel zu verdienen wie Männer. Im Jahr 2021 haben Frauen in Deutschland damit 18 Prozent pro Arbeitsstunde weniger verdient - wenn man alle Berufstätigen miteinander vergleicht (in Bayern sogar 21 Prozent). Zieht man ab, dass Frauen häufiger in schlecht bezahlten Branchen, Teilzeit und seltener als Vorgesetzte arbeiten, bekommen sie immer noch sechs Prozent weniger Gehalt als Männer. Das ist nicht fair. Gewerkschaften und Politik sind gefragt, aber was kann Frau selbst tun? Seid hartnäckig beim Verhandeln!
1. Gute Vorbereitung ist die halbe Gehaltserhöhung!
Personaler sagen: Frauen sind häufig zu ehrlich und zu bescheiden in Gehaltsverhandlungen, und sie geben sich schneller zufrieden. Ihr seid euer Geld aber wert! Gebt nicht zu schnell auf!
Erster Schritt: Beste Vorbereitung! Sammelt Argumente, warum eure Leistung wichtig für das Unternehmen ist.
Habt die Summe im Kopf, die ihr verdienen oder mehr verdienen wollt. Traut euch vor allem höher zu liegen (fünf bis zehn Prozent), auch wenn ihr euch vielleicht komisch dabei vorkommt. Chefs und Personaler gehen generell davon aus, dass ihr höher einsteigt.
Zu Hause üben? Na logo! Vor dem Spiegel oder noch besser mit dem Freund oder einer Freundin, die den Vorgesetzten spielen: Überlegt gemeinsam, wie ihr das ein oder andere Argument des Chefs/der Chefin entkräften könnt. Seid vorsichtig bei Thematiken, die eure Chefin/Chef auf die Palme bringt. Ihr kennt sie oder ihn mit am besten. Eine gute Vorbereitung gibt euch Sicherheit beim Showdown. Viel wichtiger: Ihr fühlt euch vorab auch selbst viel sicherer!
Tretet selbstbewusst auf! Eure Haltung könnt ihr nochmal kurz vor dem Gespräch auf der Toilette üben und euch selbst sagen: "Ich schaffe das, ich kriege das hin!"
2. Klartext sprechen, kein Kuschelkurs!
Seid euch bewusst: Eure Chefin oder euer Chef wird euch nicht weniger mögen oder schätzen, nur weil ihr mehr Geld fordert. Im Gegenteil, vielleicht werden euch Chefin oder Chef eher mehr Respekt zollen. Außerdem sehen sie, dass ihr Ziele erreichen wollt! Das ist im Job erst recht gern gesehen.
Gesprächseinstieg: Sagt eurer Chefin/eurem Chef gleich am Anfang, welche Projekte ihr abgeschlossen habt oder wo ihr Erfolge für eurer Unternehmen erreicht habt (Kosten gespart/Kontakte geknüpft/Neukunden bekommen). Seid klar und sachlich. Lächeln ist wichtig und schafft Sympathie, aber nicht zu oft - ihr habt schließlich ein ernstes Ziel!
Redet nicht zu leise und macht euch "groß"!
Und dann nennt klar die Summe, die ihr euch vorgestellt habt (mit dem Aufschlag von fünf bis zehn Prozent). Ohne Konjunktiv, ohne "bitte" zu sagen, ohne mit der Wimper zu zucken. Und seid nicht zu schnell zufrieden mit dem Gegenangebot!
Wenn eine Gesprächspause nach eurer Forderung entsteht, fangt nicht an, aus lauter Verlegenheit los zu reden. Schweigen und Abwarten. Blickt eurem Gegenüber dabei fest in die Augen.
Forderung nach mehr Geld abblockt - was nun?
Ein Tipp von Führungskräfte-Beraterin Svenja Hofert:
Wenn eine Gehaltserhöhung nicht drin ist, fordert etwas anderes, das euch den Job versüßt. Zum Beispiel mehr Freizeit oder die Möglichkeit, öfter von zu Hause aus zu arbeiten (wenn das in eurem Job geht), einen Dienstwagen oder eine Fortbildung.
Seid aber auch gefasst darauf, dass euer Gegenüber sagt, er/sie sei mit eurer Arbeitsleistung unzufrieden.
Bleibt ruhig und fragt gerne genau nach, womit (in welchen Bereichen, in welcher Situation)? Lasst euch nicht erschrecken - vieles ist Taktik eurer Vorgesetzten!
Oft lässt sich das Gespräch noch zum Guten drehen, wenn ihr nicht nachlasst! Noch mehr Tipps für eurer nächstes Gespräch findet ihr in der Karrierebibel.
3. Egal, wie die Gehaltsverhandlung gelaufen ist - dranbleiben!
Wenn ihr erreicht habt, was ihr wolltet, super! Lasst euch das Ergebnis am besten nochmal schriftlich geben mit einem Datum zu den verhandelten Konditionen (vielleicht sogar mit einem Protokoll).
Wenn eure Chefin/euer Chef aber alle eure Forderungen einfach nur abblockt, rät Beraterin und Karriere-Bloggerin Svenja Hofert auch die eigene Unzufriedenheit zu zeigen.
"Ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis unseres Gespräch und ich werde wiederkommen."
Den Unmut auf jeden Fall äußern und auch nochmal einen neuen Gesprächstermin vereinbaren.
Bis zum nächsten Gespräch: Macht gute Presse für euch! Haltet vielleicht selbst die Präsentation im Team statt nur beizutragen, übernehmt unter Umständen auch noch mehr Verantwortung und arbeitet an Verbesserungsvorschlägen für euren Bereich.
Kurzzusammenfassung
Frauen verdienen bei gleicher Aufgabe im Job immer noch weniger als Männer. Ihr seid euch sicher: Ich habe mehr Geld verdient? Traut euch und sucht das Gespräch: Wir haben essentielle Tipps für eure Gehaltsverhandlung.