Einmal zu spät kommen? Passiert. Aber wir alle kennen Menschen, die ständig unpünktlich sind. Wir haben bei einer Knigge-Expertin nachgefragt, wie wir am besten mit Unpünktlichkeit umgehen und warum wir Menschen überhaupt unpünktlich sind.
Wie gehe ich mit Unpünktlichkeit um?
Deine Freundin kommt immer 10 Minuten zu spät zu eurem Treffen und deshalb sagst du ihr immer eine frühere Uhrzeit, damit sie dann doch ‘pünktlich’ ist. Ist das in Ordnung?
Nein, sagt Knigge-Expertin Cindy Seifert. Es belaste nämlich das Vertrauen in der Freundschaft:
Ich plädiere da eher für eine Ansprache als für dieses Vorherbestellen. Ich bin eine Freundin von klarer Kommunikation und sage: Du, ich fühle mich so und so, wenn ich wieder hier stehe und eine halbe Stunde auf dich warte, ich wünsche mir, dass du versuchst, pünktlich zu sein.“
Wieso sind Menschen unpünktlich?
Wichtig ist, dass die meisten Menschen nicht absichtlich unpünktlich sind. Grob gesagt gibt es zwei Typen: zeitorientierte Menschen und ereignisorientierte Menschen. Bist du eher zeitorientiert, dann fällt dir Pünktlichkeit leichter, weil du die Uhrzeit immer im Blick hast. Bist du ereignisorientiert, dann legst du den Fokus eher auf das Erleben und vergisst dann schon mal die Zeit.
Außerdem gibt es noch andere Aspekte, die dafür sorgen, dass du unpünktlich bist:
- Optimismus und die Einstellung „Ich schaffe das schon“ können sich negativ auf deine Zeitplanung und deine Pünktlichkeit auswirken. Fünf Minuten bis der Bus kommt und du musst noch deine Tasche richten, Schuhe und Jacke anziehen und dann noch zur Bushaltestelle laufen? Klar, kein Problem! Oder vielleicht doch?
- Menschen, die ein hohes Bedürfnis nach Autonomie und Selbstständigkeit haben, tun sich mit festen Terminen und Verabredungen manchmal schwer. Daher dann die Unpünktlichkeit.
- Fehlendes Zeitmanagement wirkt sich auch auf die Pünktlichkeit bzw. Unpünktlichkeit aus. Das trifft vor allem auf Menschen zu, die wenig planen und sich schnell verzetteln.
Ist Unpünktlichkeit respektlos?
Das ist Definitionssache, sagt Knigge-Expertin Cindy Seifert. Für viele Menschen sind fünf Minuten Verspätung noch in Ordnung und verständlich – für andere sind aber auch 15 Minuten ok:
Also ich sage mal, fünf Minuten kann ich warten, aber alles, was darüber hinausgeht, denke ich mir, Mensch, was hätte ich in diesen zehn Minuten alles machen können, ne? Und dann gibt es eben die anderen: Da kommt ein Brief, dann treffe ich die Nachbarin, da kann ich die ja auch nicht abwürgen und schwupps ist das ganze Zeitmanagement durcheinandergewürfelt.“
Es hilft also, wenn du dir Zeit nimmst, um zu verstehen, warum deine Freundin zu spät kommt und warum dir Pünktlichkeit wichtig ist – oder auch andersrum. Nur dann kannst du nämlich auch offen drüber sprechen.
Denn - auch das sagt Cindy Seifert ganz direkt - Pünktlichkeit zeigt, dass wir die Zeit und die Bedeutung anderer Menschen respektieren.