Was für ein geiles Gefühl von Freiheit! Endlich den Führerschein in der Hand und ab auf die Straße! Vorher heißt es büffeln - und erst mal die theoretische und die praktische Prüfung bestehen. Wo? In der Fahrschule. Aber stimmt es, dass diese ihren Ursprung in Bayern hat? Fakt oder Fake?
Vorne weg: Ja, es stimmt! Die allererste Fahrschule Deutschlands stammt aus Bayern. Allerdings hieß sie da noch: "Erste Deutsche Autolenkerschule".
Gegründet wurde sie vor 120 Jahren - am 7. November 1904 - im unterfränkischen Aschaffenburg.
So ähnlich wie zu unserer Zeit das Internet, wurde damals das Auto für eine kurzzeitige Spinnerei gehalten. Selbst Deutschlands letzter Kaiser, Wilhelm II., glaubte noch lange an das Pferd und hielt das Automobil für eine vorübergehende Erscheinung.
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Zu viele Unfälle und "hohes Tempo" auf den Straßen
Aber der Straßenverkehr wächst Anfang des 20. Jahrhunderts schneller als gedacht und auf den meist noch recht holprigen deutschen Pisten sind schon einige tausend Autos, ein paar hundert Lastwagen und viele Motorräder unterwegs.
Die Menschen kommen mit dem "rasanten Tempo" allerdings nicht zurecht. Als rasant wurden damals durchschnittlich 25 km/h eingeschätzt.
Es gab zu dieser Zeit immer wieder spektakuläre Zusammenstöße mit Radfahrern, Pferdefuhrwerken und Fußgängern. Das Risiko, dabei zu sterben, lag gut 50 mal höher als heute.
Unterfranke gründet erste Fahrschule Deutschlands
Rudolf Kempf aus dem unterfränkischen Rieneck war so besorgt, dass er am 7. November 1904 in Aschaffenburg die "Erste Deutsche Autolenkerschule" eröffnete.
Es gelten strenge Regeln: Zugelassen sind nur Männer, die das 17. Lebensjahr vollendet haben und einen selbstgeschriebenen Lebenslauf sowie ein amtliches Sittenzeugnis aus jüngster Zeit vorlegen können.
Am ersten Kurs nehmen 36 Fahrschüler teil: Schlosser, Mechaniker, Herrschaftskutscher und Automobilhändler aus verschiedenen Ländern.
Sie büffeln zehn Wochen lang für die Fächer Landkartenkunde, Physik, Elektrotechnik sowie Motor- und Automobilaufbau. Auch eine Sanitätsausbildung und praktische Fahrübungen gab es damals schon.
"Einen Stamm guter Chauffeure heranbilden, die das beste Mittel zur Verhütung von Unglücksfällen und zur Austreibung von Bedenken gegen das Automobil sind", so das Ziel von Rudolf Kempf.
Seine Idee geht auf. Schon bald kann die Aschaffenburger Schule auch so genannte Herrenkurse für Offiziere, Ärzte, Fabrikanten, Baumeister und Autobesitzer anbieten.
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Führerschein folgt erst im Jahr 1909
Einen Führerschein gibt es aber noch nicht. Er wird erst fünf Jahre später (1909) für das gesamte Deutsche Reich eingeführt.
Zu diesem Zeitpunkt gibt es Deutschlands erste Fahrzeuglenkerschule in Aschaffenburg aber nicht mehr. Der Chef selbst hat es offenbar nicht so genau genommen und seine Lizenz verloren -wegen "unsittlichen Verhaltens"!
Kurzzusammenfassung
Die erste Fahrschule Deutschlands wurde in Bayern gegründet. Rudolf Kempf aus dem unterfränkischen Rieneck hat am 7. November 1904 in Aschaffenburg die "Erste Deutsche Autolenkerschule" eröffnet.