Waltraud Hable schmeißt mit 37 Jahren "alles" hin und macht eine (fast) einjährige Weltreise: "Die Entscheidung gründete schlicht auf dem Verdacht, dass man vor allem jene Dinge bereut, die man nicht tut. Also bin ich los." Und sie sagt: Das kann jede(r). Wenn er oder sie nur wirklich will!
Von Kapstadt bis Hawaii, von Rio bis Tokio: Ein atemloser Trip mit weißen Haien, falschen Ayurveda-Ärzten, kuriosen Zufällen und so manchem Tinder-Date. "Vor der Weltreise erschien mir mein Leben so vorhersehbar. Heute weiß ich, gar nichts ist vorhersehbar, man muss sich einfach darauf einlassen, dann passieren coole Dinge." Ihre Erlebnisse hat sie im Blog "The World Is Enough" niedergeschrieben und jetzt sogar ein Buch ("Mein Date mit der Welt") herausgebracht. Am Dienstag war Waltraud bei "Mensch, Theile!" - das Gespräch ist als Podcast verfügbar.
3 Ausreden, warum ihr KEINE Weltreise machen solltet!
Ich würde ja gerne, aber ... eine Weltreise passt jetzt nicht in meinen Lebensplan!
Ein guter Satz, nicht wahr? Lebensplan, das klingt so großartig, so vernünftig, so erwachsen. Und außerdem: Zu Leuten mit Plan schaut man auf. Ich mach's kurz: Der Satz ist Bullshit. Und die Erkenntnis hat mich stolze 90 Euro gekostet. So viel berechnete mir vor Jahren eine Karriere-Coachin, als ich ihr mein Leid klagte und meinte: Das Leben selbst macht keine Pläne, weil ihm klar ist, dass das nichts bringt. Jede Sekunden auf diesem wunderbar verrückten Erdball bietet zu viel Unkontrollierbares - das Wetter, Freaks, müde Autofahrer, bellende Hund. Alles ist in Bewegung, alles fließt. Wenn man also in einem Lebensplan gefangen ist, hat man sich sein Gefängnis selbst gestrickt." (Waltraud Hable)
Ich würde ja gerne, aber ... ich kann doch nicht alles hinschmeißen!
Einatmen. Ausatmen. Und jetzt definieren wir mal alles. Alles klingt erst einmal verdammt beängstigend. Aber was ist denn bitte alles? Karriere + Wohnung + Freunde + Auto + Status = alles? Nun, ich habe gute Nachrichten: Die Karriere bleibt bestehen, man schmeißt nicht seine Erfahrung weg, nur weil man auf Weltreise geht. Der Lebenslauf bekommt interessante Nuancen dazu. Die Wohnung muss man nicht aufgeben, die Freunde bleiben einem auch erhalten, es werden sogar quer über den Erdball mehr!" (Waltraud Hable)
Ich würde ja gern, aber ... allein durch die Welt zu krebsen ist schrecklich einsam!
Ein Solotrip ist sicher nicht für jeden. Wer bereits nach fünf Stunden allein daheim die Krise kriegt, sollte die Sache überdenken. Der wahre Zauber liegt jedoch in der Entdeckung des eigenen inneren Rhythmus. Familie, Schule, Ausbildung, Partnerschaft, Job - von Geburt an sind wir fremdbestimmt, es gilt, Zeitpläne einzuhalten und mit dem Strom zu schwimmen. Beim Alleinreisen fällt das weg. Man kann aufstehen, wann man will und niemand interessiert es, wenn man sich das Teatro Colón, das legendäre Opernhaus in Buenos Aires, nicht von innen angeschaut hat, obwohl man drei Wochen in der Stadt war. Dazu kommt: Beim Alleinreisen lernt man mehr Leute kennen als zu zweit. Natürlich wird es stille Tage geben. Aber vereinsamen wird nur der, der vereinsamen will." (Waltraud Hable)