Aktuell gibt es in Bayern viele Demonstrationen für mehr Demokratie und gegen Hass. Hunderttausende waren bereits bei Demonstrationen dabei. Auch viele Eltern mit Kindern. Ähnlich sah das schon vor rund einem Jahr bei den Bauernprotesten aus. Aber ist das wirklich eine gute Idee, Kinder mit zu Demos zu nehmen? Und wenn ja, ab welchem Alter?
Soll ich mein Kind mit zur Demonstration nehmen?
Das ist abhängig von vielen Faktoren: Wie alt ist dein Kind? Welche Art der Demonstration ist es? Wie hoch schätzt du das Sicherheitsrisiko allgemein ein? Wie groß ist das persönliche Risiko für die Kinder?
All das sind Fragen, über die du dir vor der Demonstration Gedanken machen solltest. Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen, auch schon Kleinkinder mit auf Demonstrationen zu nehmen – vorausgesetzt natürlich, die Demonstration ist friedlich und familienfreundlich, so der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Christian Lüdke:
Wichtig ist immer nur, dass Eltern die Situation richtig für die Kinder einschätzen und dann gegebenenfalls entscheiden, ob ihr Kind sich in einer großen Menschenmenge wohlfühlt oder nicht.“
Deshalb solltest du auch während der Demonstration genau auf dein Kind achten. Wenn du merkst, dass es sich unwohl fühlt, gehe lieber frühzeitig nach Hause.
Denn: Der Sicherheitsaspekt steht immer im Vordergrund! Deine Kinder sollten sicher sein und sich geschützt fühlen. Du solltest dir vorher also genau anschauen, ob es sich um eine friedliche Demonstration handelt, was an Programm geplant ist und ob die Demo angekündigt ist. Außerdem rät Lüdke auch, dass du dich mit Kindern besser am Rand der Menschen aufhalten solltest, um so die Möglichkeit zu haben, dich mit den Kids jederzeit zurückziehen zu können oder nach Hause zu gehen. Und: Hörschutz ist gerade für Kleinkinder, aber auch Kinder im Grundschulalter wichtig, weil es auf Demonstrationen mitunter laut werden kann.
So habt ihr zu diesem "Soll ich oder soll ich nicht - Spezial" abgestimmt:
Verstehen Kinder, worum es bei Demonstrationen geht?
Auch das kommt auf Alter der Kinder an. Ab dem Grundschulalter verstehen Kinder auch längere Prozesse und beginnen, sich aktiver mit Themen auseinanderzusetzen. Da ist das Verständnis also gegeben:
Man sollte natürlich dann auch, je nachdem wie alt das Kind ist, auf Hintergründe der Demonstrationen eingehen. Gerade wenn es friedliche Prozesse sind, den Kindern eben vermitteln, dass das ein ganz wichtiges Grundrecht ist, das wir Menschen nutzen können.“
Trotzdem solltest du darauf achten, altersgerecht über die Demonstration zu sprechen. Wichtig ist dabei aber auch, dass du dein Kind, gerade wenn es noch ein Kleinkind ist, auf die Situation bei der Demonstration vorbereitest, erklärt Christian Lüdke:
Man sollte bei Kleinkindern einfache Worte wählen. Es spricht auch überhaupt nichts dagegen, mit Kindern dann zum Beispiel ein kurzes Video zu schauen. Je mehr Kinder wissen, wie die Demonstration abläuft, was dort alles geschieht, desto sicherer fühlen sie sich dann hinterher.“
Soll ich meinen Kinder auf der Demo ein Schild in die Hand drücken?
Nein. Solange dein Kind nicht genau versteht, worum es bei der Demonstration geht, solltest du das besser lassen, rät Lüdke:
Wenn ich Kindern Schilder oder Fahnen in die Hand drücke, dann instrumentalisiere ich die Kinder. Das sollte nicht geschehen. Die Kinder sind keine kleinen, dressierten Zirkusaffen. Sie sind auch nicht Avatar von Mama oder Papa.“
Du steckst auch in einem Dilemma? Dann schreib Claudia und Steffi deine Geschichte! Du kannst selbstverständlich anonym bleiben.
Kurzzusammenfassung
Am 23. Februar ist Bundestagswahl in Deutschland. Gerade gehen viele Menschen für ihre Überzeugungen auf die Straße – auch Familien mit ihren Kindern. Aber ist es eine gute Idee, Kinder mit zu Demonstrationen zu nehmen? Darüber diskutieren wir in BAYERN 3 bei "Soll ich oder soll ich nicht – Spezial" am Mittwochvormittag.