Shein erobert mit Billigmode die Welt - kaum ein Online-Shop macht so aggressiv Werbung auf Social Media. Trotzdem ist über das Unternehmen kaum etwas bekannt. Was versteckt sich hinter der Fassade?
Ständig neue Mode-Kollektionen und sehr günstige Preise - dafür ist die Modemarke Shein bekannt. Kaum eine Modemarke macht so aggressiv Werbung auf Social Media Plattformen. Zum Konzept des Modegiganten gehören außerdem die vielen Rabattaktionen und Rabattcodes.
Wer die Shein-Website zum ersten Mal besucht, wird mit zig verschiedenen Anzeigen begrüßt: „kaufe 3 Artikel, erhalte 60% Rabatt“, „Super Sale“, „18 Rabattcodes“, „-30% in der App“. Immer wieder erscheinen Pop-Ups, zum Beispiel mit „einem persönlichen Geschenkcode“.
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Was ist Shein?
Für einen Online-Shop, der so auffällig daherkommt, ist über Shein erstaunlich wenig bekannt. Obwohl das Shopping-Unternehmen bereits seit 2008 existiert, hat es erst seit rund drei Jahren einen Wikipedia-Eintrag. Und Kundinnen und Kunden, die selbst gerne auf Shein bestellen, sind sich oft nicht sicher, wie man die Marke ausspricht. Richtig ist übrigens: "She In" (she = wie das englische Wort für "sie").
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Wie sein Mutterkonzern Shenzhen Globalegrow E-Commerce ist Shein ein chinesisches Unternehmen. Allerdings vertreibt der Online-Shop seine Kleidung auf der ganzen Welt. Die Sendungen kommen aus Asien - deshalb dauern die Lieferzeiten in der Regel länger als bei der europäischen Konkurrenz. Dennoch ist Sheins Methode erfolgreich: In Googles Play Store wurde die App über 500 Millionen Mal heruntergeladen. (Stand Oktober 2024).
Sheins Geheimniskrämerei hat Methode. Jahrelang war nicht einmal der Name des Gründers Chris Xu bekannt. Mehr Informationen könnten ans Licht kommen, wenn Shein in den USA oder London an die Börse geht. Chinesischen Medienberichten zufolge plant das Unternehmen, eine Aktiengesellschaft zu werden. Der Unternehmenswert wird aktuell auf über 60 Milliarden Dollar geschätzt.
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Warum ist Shein so erfolgreich?
Ein Grund für den großen Erfolg des Online-Shops: Shein macht Fast Fashion schneller als alle anderen. Einer Pressemitteilung zufolge nimmt Shein jeden Tag über 1000 neue Kleidungsstücke ins Sortiment. Die Designs sind immer im Trend - auch, weil das Unternehmen bekannt dafür ist, Designs von anderen Marken zu kopieren.
Die Shein-App, die vor allem bei jungen Leuten beliebt ist, erinnert zudem weniger an eine klassischen Shopping-App, sondern mehr an ein soziales Netzwerk oder ein Smartphone-Spiel. So bekommen Nutzer beispielsweise Punkte, wenn sie die App einmal täglich öffnen oder Reviews schreiben. Diese Punkte lassen sich später in Gutscheine umtauschen.
Vor allem spielt aber der Preis eine Rolle: In Sachen Billig-Mode unterbietet Shein selbst Konkurrenten wie Primark. Jeansjacken gibt es hier ab 20 Euro, Pullover gerne mal für unter 6 Euro. Und das noch bevor einer der zahlreichen Rabattcodes eingelöst wurde, mit denen Shein offensiv wirbt.
Shein dominiert Social Media
Auf Instagram hat Shein knapp 34 Millionen Follower (Stand: Oktober 2024). Und mit dem "Shein Together Fest" hat die Marke bereits zweimal ein digitales Musikfestival veranstaltet - zu Gast waren Weltstars wie Lil Nas X und Katy Perry.
Auf TikTok und YouTube sind sogenannte Shein-Hauls beliebt - Videos, in denen Mode-Fans ihre Käufe vorstellen und anprobieren. Bezahlt ist diese Art Werbung eher nicht. Anders ist es bei Influencer-Werbung - und auch hier ist Shein sehr aktiv.
In Deutschland haben zahlreiche bekannte Influencerinnen schon für Shein geworben, darunter Bianca Claßen, besser bekannt als Bibisbeautypalace. Bei diesen Werbeaktionen werden gern einmal 500 Euro-Gutscheine für den Online-Store verlost. Das reicht für ungefähr 83 Pullover.
Ist die Shopping-Plattform Shein seriös?
Doch hinter dem farbenfrohen Auftreten des Online-Shops steht auch eine lange Liste von Beschwerden.
Im April 2024 hat die Verbraucherzentrale Shein wegen "manipulativen Designs, komplizierten Beschwerdewegen und versteckter Kontaktmöglichkeiten" abgemahnt. Mit „manipulativen Designs“ meint die Verbraucherzentrale zum Beispiel Pop-Ups zu Rabattcodes, die man nur über den Button „Bist du wirklich sicher, dass du diesen Gutschein verpassen willst?“ wegklicken kann. Shein hat im Juni zugesagt, dass sie sich in den drei Punkten verbessern wollen.
Auf der Bewertungsseite Trustpilot wird die deutsche Webseite von Shein von Kunden mit durchschnittlich 1,8 Sternen bewertet - das bedeutet "mangelhaft". In den dort veröffentlichten Erfahrungen werden vor allem schlechte Qualität der Kleidung und Schwierigkeiten bei der Lieferung bemängelt. In etlichen Einträgen heißt es, dass nach einer Retoure kein Geld zurücküberwiesen wurde.
Das sorgfältig aufgebaute öffentliche Image von Shein hat bereits einige Male Kratzer bekommen. So etwa 2018, als Daten von 6,4 Millionen Shein-Kundenkonten von Hackern erbeutet wurden. Auch musste sich Shein 2020 dafür entschuldigen, im Shop eine Kette mit Hakenkreuz-Symbol verkauft zu haben.
Produziert Shein ethisch?
Bei billig produzierter Kleidung aus Asien steht oft der Verdacht im Raum, dass sie unter schlechten Arbeitsbedingungen oder sogar von Kindern hergestellt worden ist. Ob das bei Shein auch so ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen: Die Lieferketten und Produktionsbedingungen von Shein werden nicht transparent gemacht. Hier kommen die zwei wichtigsten Eigenschaften des Unternehmens zusammen: Seine niedrigen Preise und seine Verschwiegenheit.
Offiziell distanziert sich Shein auf seiner Website von ausbeuterischer Arbeit und bekennt sich zu Grundsätzen wie Nachhaltigkeit. So heißt es dort beispielsweise: "Außerdem sind wir stolz darauf, dass wir die strengen Standards für faire Arbeitsbedingungen einhalten, die von internationalen Organisationen wie SA8000® festgelegt wurden." Was dabei fehlt: Ein Hinweis, dass diese Arbeitsbedingungen auch von unabhängigen Institutionen überprüft werden.