Natalie Amiri ist eine gefragte Frau - denn sie ist eine der wenigen westlichen Journalistinnen im Iran! Mit dem Rückzug der USA vom internationalen Atomabkommen hat sich dort die politische und wirtschaftliche Situation weiter zugespitzt. Die Tochter eines Iraners und einer Bayerin ist in München aufgewachsen, aber die Sehnsucht nach dem Iran packte sie schon als kleines Kind.
Warum trägt Natalie Amiri immer ein Kopftuch im Fernsehen?
Es ist keine Frage der eigenen Entscheidung. Im Iran gilt das Gesetz für alle Frauen, Iranerinnen und Ausländerinnen: Wer auf iranischem Boden ist, muss ein Kopftuch tragen. Als ARD-Korrespondentin muss ich mich an diese Schleierpflicht halten. Es gab schon öfter Vorschläge von Zuschauern, einen Mann als Korrespondenten zu schicken. Ich finde diesen Vorschlag weniger emanzipiert als dass ich mich hier im Iran an das Gesetz halte und als Frau berichte. Auch in Deutschland verlangen wir, das sich alle an unsere Gesetze halten."
Wieso gibt es nur so wenige ReporterInnen vor Ort im Iran?
Die ARD hat seit 30 Jahren ein ständiges Büro in Teheran. Wir bekommen monatlich unsere Drehgenehmigungen und müssen nicht aus Deutschland ein Visum beantragen. So ist es natürlich einfacher, schnell in eine aktuelle Berichterstattung einzusteigen. Aus dem Westen gibt es hier noch das ZDF, ORF und Nachrichtenagenturen soweit ich weiß. BBC, CNN und andere haben seit 2009 keine ständigen Büros mehr, nach den letzten großen Protesten, die hier im Iran stattgefunden haben. Damals waren auch nur so viele internationale Journalisten im Land, weil sie für die Präsidentschaftswahl eingeladen waren und so einfach ins Land kamen. Die Proteste begannen damals in der Nacht nach der Wahl, und alle waren hier."
Es gibt herrliche Geschichten aus dem Land. Ich sehe meine Aufgabe darin, nicht nur die Klischees zu bedienen, die man im Westen über die Jahre im Kopf über den Iran gesammelt hat, sondern auch die vielen großartigen Menschen zu zeigen. Ich möchte denen eine Stimme geben, die ich hier treffe.
Im Iran bin ich immer besonders emotional. Freiheit und Friede ist für uns in Deutschland so normal geworden, das wir vergessen haben, das richtig zu schätzen!“