Fernsehen oder Duschen bei Gewitter - ist das gefährlich?

Diese Gewitter-Mythen stimmen wirklich - und diese nicht

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Schnell weg mit dem Handy bei Gewitter, im Auto oder Flugzeug seid ihr vor Blitzschlag sicher ... oder wie war das noch gleich? Unter den Baum stellen, wenn es blitzt? Es gibt so viele Mythen rund um Blitze, Donner und Gewitter. Hier findet ihr die Antworten.

Eins vorweg: Bei Gewitter bleibt ihr am besten immer zuhause oder in einem Gebäude, bis das Gewitter vorbei ist. Denn jedes Gewitter kann gefährlich sein. 

Aber wie schaut es mit anderen "Regeln" aus, die es rund um Gewitter gibt. Wir checken die zehn häufigsten:  

1. "Bei Gewitter flach auf den Boden legen" 

Solltet ihr auf freiem Feld von einem Gewitter überrascht werden, legt euch auf gar keinen Fall flach auf den Boden! Bietet dem Blitz so wenig Fläche wie möglich. Das heißt, geht in die Hocke, stellt eure Füße recht nah nebeneinander und umarmt die Beine. Das ist zwar unbequem, schützt euch aber vor Blitzeinschlägen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät sogar dazu, auf Zehenspitzen in die Hocke zu gehen. 

Wenn ihr in einer Gruppe unterwegs sein solltet, haltet unbedingt Abstand voneinander! 

2. Blitze schlagen immer in den höchsten Punkt ein

Naja, Blitze schlagen oft, aber nicht immer am höchsten Punkt ein. Schon 50 Meter neben einem Turm oder Mast könnt ihr immer noch direkt getroffen werden. 

Besser: Schutz in gesicherten Gebäuden oder in einem Auto suchen.

>> Auch interessant: Was ist der Unterschied zwischen einem Gewitter und einem Wetterleuchten? 

3. Im Auto kann mir bei Gewitter nichts passieren

Autos mit Ganzmetallkarosserie bilden einen "Faradayschen Käfig". Die Personen im Inneren sind sicher. Beim Blitzeinschlag fließt der Blitzstrom über die Außenhaut aus Metall zur Erde ab. Verlasst daher ein Fahrzeug nie bei Gewitter oder öffnet gar die Fenster, um die Hände herauszuhalten.

Dieses Konzept gilt leider nicht bei Fahrzeugen mit Glasfaser-Karosserie. In Wohnmobilen zum Beispiel und Cabriolets ohne Dachgerüst oder Überrollbügel aus Metall – auch bei geschlossenem Verdeck - seid ihr nicht so sicher vor dem Gewitter.

Autofahren während eines Gewitters kann aber trotzdem gefährlich werden. Das Fahrzeug kann beschädigt werden, z.B. an den Reifen durch die Wärme des abgeleiteten Stroms, an der Elektronik durch das elektromagnetische Feld des Blitzstroms. Checkt also nach jedem Gewitter die Funktionen der Fahrzeugelektronik.

4. Im Flugzeug bin ich sicher

Im Durchschnitt wird ein Flugzeug mindestens einmal pro Jahr (oder einmal alle 1.000 Flugstunden) vom Blitz getroffen. Keine Panik, nur selten hat der Blitzschlag Auswirkungen auf das Flugzeug. Heutzutage sind Flugzeuge gut ausgerüstet, um das Risiko von Unfällen durch Blitzschlag zu minimieren.

Piloten versuchen sowieso meistens, Gewitter zu umfliegen und die Flieger haben viele Sicherheitsvorkehrungen. So sind beispielsweise die Treibstofftanks mittlerweile besonders geschützt. Auch die Nase des Flugzeugs, in der meist die Radaranlage eingebaut ist, ist separat durch Blitzableiter gesichert. Und die Verkleidung der Flieger kann durch moderne Technik immer sicherer gestaltet werden.

5. Schmuck zieht Blitze an

Das stimmt nicht. Haarspangen oder Piercings erhöhen die Gefahr eines Blitzeinschlages nicht. 

Wird man doch von einem Blitz getroffen, können diese Metallteile den Blitz aber in und durch den Körper leiten.

6. Bei Gewitter lieber das Handy weglegen

Keine Sorge, auch hier handelt es sich um einen Mythos

Handystrahlung kann keine Blitze anziehen, dazu ist sie viel zu gering. Auch Telefonieren mit einem schnurlosen Telefon ist kein Problem. Das Telefonieren mit Telefonen, die noch eine Schnur haben, könnte dagegen gefährlich werden, sofern euer Haus kein Blitzschutzsystem besitzt.

7. Duschen bei Gewitter ist gefährlich 

Die meisten Häuser haben ein ordentliches Blitzableiter-System. Hier ist das Duschen während eines Gewitters tatsächlich ungefährlich.

Habt ihr keine Blitzschutzanlage oder seid nicht sicher, weil ihr in einem Altbau wohnt, dann empfiehlt es sich, mit der Dusche bis nach dem Gewitter zu warten.

Meidet auch den Kontakt mit allen metallenen Leitungen, die von außen ins Haus führen. Also Wasser-, Gas-, Strom- und Telefonleitung, Fernwärmeversorgung, Antennenkabel, usw. besser nicht berühren - so die Empfehlungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE).

8. Wer vom Blitz getroffen wird, fällt tot um

Das ist Quatsch. Im Schnitt werden pro Jahr 135 Menschen vom Blitz getroffen. Knapp 99 Prozent der Getroffenen überleben einen solchen Unfall. 

Grund: Der größte Teil des Blitzstroms fließt in den meisten Fällen auf der Körperoberfläche ab. Die Art und Schwere der Verletzung hängt davon ab, wo wir genau getroffen werden. Die häufigsten Verletzungen sind Verbrennungen, Schäden am Herzen, Lähmungen, Hör- und Sehstörungen. 

Für Ersthelfer gilt: Ihr könnt und sollt einen Menschen unmittelbar nach einem Blitzeinschlag wiederbeleben.

9. Bei Gewitter nicht fernsehen

Wenn ihr bei einem Gewitter vor dem Fernseher sitzt, ist das für euch nicht gefährlich. 

Der Fernseher an sich, sprich das Gerät, ist eher in Gefahr. Er kann durch Überspannungen, die bei einem Blitzeinschlag auftreten können, kaputtgehen. Sogenannte Blitzschutzschalter für die Steckdose gibt es aber zu kaufen.

10. Bei Gewitter nicht schwimmen, weil Lebensgefahr droht

Schwimmen bei Gewitter ist tatsächlich lebensgefährlich. Zum einen breitet sich ein Blitz im Wasser ziemlich weit aus, zum anderen liegen wir beim Schwimmen lang ausgestreckt im Wasser. Das kann dazu führen, dass der komplette Körper die Wirkung des Blitzes abbekommt und ein Herzstillstand die Folge sein kann.

Kurzzusammenfassung

Schnell weg mit dem Handy bei Gewitter, im Auto oder Flugzeug seid ihr vor Blitzschlag sicher ... oder wie war das noch gleich? Unter den Baum stellen, wenn es blitzt? Es gibt so viele Mythen rund um Blitze, Donner und Gewitter. Hier findet ihr die Antworten.